Geschlechtergerecht aus der Corona-Krise

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Meine Rede im Deutschen Bundestag zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit“

Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
„Geschlechtergerecht aus der Corona-Krise“ – so lautet der Titel des Antrags der Grünen, der heute debattiert wird. Meine Vorrednerinnen haben heute schon mehrfach gesagt, wie schwierig die Lage war, wie schwierig es auch noch immer für Familien und insbesondere für Frauen in dieser Coronakrise ist. Nicht zuletzt, weil ich selber drei Kinder im Grundschulalter habe, möchte ich, auch im Namen meiner Fraktion, den Familien und ganz besonders den Frauen einfach mal für alles, was sie geleistet haben, und für alles, was sie noch immer leisten, von ganzem Herzen Danke sagen.
Diese Debatte heute ist wichtig, nicht nur, weil wir das Thema kennen, weil wir die Probleme und die Herausforderungen rund um Geschlechtergerechtigkeit kennen und weil wir unsere unterschiedliche Herangehensweise, unsere verschiedenen Lösungsansätze kennen. Nein, diese Debatte heute ist auch wichtig, weil schon allein der Titel dieser Debatte in Männerrunden zu einem Schmunzeln führt und weil dieses Thema heute Morgen im Ausschuss beim Fachgespräch zum Dritten Gleichstellungsbericht bei einem männlichen Kollegen für ein vorpubertäres Gekicher gesorgt hat.
Frau Professor Dr. Yollu-Tok hat uns heute unter anderem davon berichtet, dass Werte und Normen auch in Bezug auf Geschlechterstereotypen wichtig sind. Es geht um Werte und Normen – das finde ich in diesem Zusammenhang wirklich wichtig. Lassen Sie uns debattieren, lassen Sie uns unterschiedlicher Meinung sein, lassen Sie uns unterschiedliche Lösungsansätze haben – aber lassen Sie uns alle gemeinsam eine Haltung haben für gleiche Verwirklichungschancen von Männern und Frauen! Heute liegen uns fünf Anträge vor. Während der AfD zu diesem Thema – wir haben es auch nicht anders erwartet – nichts Besseres einfällt, als dass auch Männer als Gleichstellungsbeauftragte gewählt werden müssen, gibt es im Übrigen umfangreiche Ideen und Vorschläge; sie wurden schon dargestellt. Ich freue mich auf die intensive Beratung im Ausschuss. Schade finde ich allerdings, dass Die Linke diese Debatte für ihre üblichen Neidanträge – beispielsweise Vermögensteuer in Form einer Millionärssteuer – nutzt. Sie macht sich zwar über einen flächendeckenden Zugang zu Abtreibungen Sorgen, aber ich kann nicht eine einzige Pressemeldung der Linken zur aktuellen Debatte der Strafverschärfung bei Kinderpornographie und Kindesmissbrauch finden. Das wiederum finde ich sehr schade.
Zum Ende meiner Rede möchte ich – denn ich bin ein durch und durch positiv denkender Mensch – auch dieser Krise einen positiven Impuls für die Zukunft abgewinnen. Ja, den großen Teil der Care-Arbeit zu Hause werden aktuell und auch in Zukunft noch die Frauen leisten; aber – und das ist auch eine Besonderheit der Coronakrise – plötzlich gab es in Haushalten ganz neu verteilte Rollenbilder. Männer mussten zu Hause bleiben, weil sie in Kurzarbeit waren, Homeoffice hatten oder weil die Frau in einem systemrelevanten Beruf gearbeitet hat. Plötzlich haben Männer die Erfahrung gemacht, dass sie auf einmal alleine für die Kindererziehung verantwortlich sind. Das hat, positiv gedacht, zumindest Potenzial für einen Kulturwandel. Auch dafür möchte ich diese Debatte nutzen.
Vielen Dank.