Wildtierhandel und Wildtierhaltung

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Die Haltung und der Handel von Wild- und exotischen Tieren darf nicht ahnungslos bleiben, denn Tierschutz fängt nicht erst an der Stalltür des Landwirts an. Dazu meine Rede im Deutschen Bundestag vom 26.11.2020.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Unser heute vorliegender Antrag basiert auf drei Säulen. Über den Bereich des Artenschutzes und über den Schutz vor Zoonosen haben wir schon einiges gehört. Ich möchte mich auf den Bereich des Tierschutzes konzentrieren; denn schon im Koalitionsvertrag haben wir vereinbart, Vorschläge für konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Tierschutzes bei Wildtier- und Exoten-haltung, Tierbörsen, Internet und Versandhandel vorzulegen. Mir persönlich ist der Bereich des Tierschutzes sehr wichtig, und der fängt entgegen der manchmal lautenden öffentlichen Meinung nicht erst an der Stalltür der Landwirte an.

Exoten sind in. Es gibt immer mehr Reptilien, Amphibien, Spinnen, Insekten in Deutschland, leider eben nicht nur in der Hand von Experten, von absoluten Liebhabern, die sich mit diesen Tieren hervorragend auskennen, sondern immer öfter auch als Modetiere von reinen Laien. Da wird ein süßes kleines Reptil, das aussieht wie Schnappi, das kleine Krokodil, im Kinderzimmer zum Problem. Oder aber es muss unbedingt der neueste In- Exot sein, den irgendein cooler YouTuber gerade behypt. Das muss nicht sein.Genau das wird zum Problem; denn die wenigsten Tiere werden im Fachhandel nach fachkundiger Beratung gekauft, sondern auf Tierbörsen schnell mitgenommen oder – rund um die Uhr möglich – im Internet bestellt.

Die Exopet-Studie, die vorliegt, zeigt uns hier ganz klar Handlungsmaßnahmen auf, und diesen folgen wir mit unserem Antrag. Erstens ist da der Zoofachhandel, der natürlich immer und oft eine gute fachliche Beratung bietet. Aber was ist mit den Garten- und Baumärkten? Da ist neben der Sommerdeko, den Blumen, mal eben schnell die tierische Deko eingepackt und „by the way“ als Wegwerfartikel mitgenommen. Wir fordern den verpflichtenden Sachkundenachweis bei allen Verkäufern im Bereich von Tieren. Wir möchten, dass dieser Sachkundenachweis nicht mal so und mal so erworben werden kann, sondern dass wir bundesweit einheitliche Kriterien dafür haben, die auch fachlich hochwertig sind.

Zweitens ist da der Bereich der Tierbörsen, über den wir schon einiges gehört haben, ursprünglich gedacht als Treffen privater Züchter und als Möglichkeit des Austausches. Die Tatsache heute: Handelsplattform von internationalen Händlern, die mit ihren Tieren in Transportboxen von einer Börse zur nächsten reisen, wo man berechtigterweise die Frage stellt, ob die Tiere jemals wieder in einen Stall oder in eine vernünftige Unterkunft kommen. Genau an diese Tierbörsen wollen und müssen wir ran.Wir fordern verbindliche Mindeststandards: ein Verbot von Wildfängen, fachliche Beratung in deutscher Sprache, die Beschränkung auf ein oder zwei Tierarten und eine entsprechende Begrenzung der einzelnen Tiere. Die Amtstierärzte müssen nicht nur am Beginn, sondern die ganze Zeit da sein. Sie haben dann auch die Möglichkeit zur Kontrolle, wenn die Händler und die Tiere mit den entsprechenden Nachweisen vorher angemeldet werden müssen. Gleiches fordert übrigens auch die Umweltministerkonferenz – zuletzt im November –, aber eben nicht das erste Mal.

Der dritte Punkt ist natürlich der Internethandel. Er nimmt zu: Es ist so einfach, es gibt immer schöne bunte Bilder. Die Tierchen kommen mit der Post, man hat ein Widerrufsrecht. Und dann? Stecke ich das Tier in einen Umschlag und schicke es zurück? Wir wollen, dass der Internethandel klarer wird. Wir wollen, dass die Anbieter im Internet ihren Klarnamen hinterlegen müssen, dass sie den Plattformen bekannt sind, dass sie zertifizierte Platt-formen für Tierverkäufe haben und dass auch dort der Verkauf von Wildfängen verboten wird.Das Bundesamt für Naturschutz soll hier die Behörden und den Zoll übrigens unterstützen.

So einfach, so ahnungslos darf die Haltung von Tieren, von Exoten in Deutschland einfach nicht bleiben. Deshalb wollen wir den Handel einschränken und den Tierschutz mit Blick auf den Transport von Tieren deutlich erhöhen und am Ende vor allen Dingen dafür Sorge tragen, dass diejenigen, die sich für diese Exoten entscheiden, das bewusst machen, dass sie wissen, worauf sie sich einlassen, dass sie die Bedingungen und Notwendigkeiten dieser Tiere kennen und sie dann auch entsprechend pflegen können.

Da der Antrag der Grünen und der Antrag der FDP mit unserem Antrag, wenn man sie nebeneinanderlegt und die Punkte abhakt, fast deckungsgleich sind, gehe ich davon aus, dass wir in den Ausschüssen gute Beratungen haben werden, und freue mich darauf.

Vielen Dank.